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VIII.3 Haemaphysalis C.L. Koch, 1844

Inhaltsverzeichnis:

 

VIII.3.1 Kurzbeschreibung der Gattung

  • Benennung: Schild­zecken - Hard Ticks - Ixodidés - garrapatas duras
  • Klassifikation nach ICD-​10-​GM: B88.2 Sonstiger Befall durch Arthropoden
  • System (Reich/Stamm/Klasse/Ordnung/Familie): Metazoa/Arthropoda/Arachnida/Ixodida/Ixodidae
  • Artenzahl: Haemaphysalis: 178 Arten im Jahre 2020, in Öster­reich wahrscheinlich drei Arten
  • Charak­teristik: Meist drei-​wirtiger, temporärer, obligatorischer, euryxener, telmophager, ektoparasitischer Blutsauger
  • Status: Erreger und Vektor
  • Größe: Meist nur 3 mm, vollgesogene Weibchen bis 10 mm
  • Übertragungsart: Beim Blutsaugen mit dem Speichel
  • Wirtsspektrum: Breit, große und kleine Säugetiere, auch der Mensch, Vögel und Reptilien
  • Verbreitung: Europa, Asien, Afrika und Australien, besonders Südostasien
  • Entwicklung: Ein Larven­stadium (?), ein Nymphen­stadium, getrenntgeschlechtliche Adulte
  • Entwicklungs­dauer: (E/L/N/A): etwa 30 d/?? d/? m/< 1 a bis 3 a
  • Habitate in Zentral­europa: Trockene und warme Flächen, besonders Viehweiden

Bild-Haemaphysalis lebendig

Abb. VIII.3.1: Eine Zecke der Gattung Haemaphysalis.
© A. Hassl.

Die Gattung Haemaphysalis ist die zweit-​artenreichste Gattung der Schild­zecken. Sie umfasst derzeit 178 Arten. Die größte Artenzahl entfaltet sie in Südostasien, weshalb dies vermutlich auch das Evolutionszentrum der Gattung ist. cit. Hosseini-​Chegeni et al. [2014]. Dieses Postulat wird gestützt durch den Fund einer alloceraten Nymphe von Haemaphysalis cretacea in einem 99 Mill Jahre alten Bernsteinstück aus Myanmar. cit. Chitimia-​Dobler et al. [2018].

In Europa ist sie mit vier Arten vertreten. Allerdings sind bei zwei Arten die taxonomischen und nomenklatorischen Fakten so umstritten, dass nicht gesichert ist, dass die Vertreter dieser zwei Arten in Öster­reich tatsächlich vorkommen. Das Schild von Zecken der Gattung Haemaphysalis ist nicht ornamentiert, dh das ⇒ Scutum ist einfarbig dunkelgelb bis rostbraun. Augen besitzen diese Tiere nicht, hingegen elf, selten nur neun, gut erkennbare Festone. Die Analfurche umgibt den ⇒ Anus von hinten. An den Analklappen sitzen halbkreisförmig je fünf Borstenhaare (⇒ Setae), bei manchen Arten auch mehr. Normalerweise sind die Palpen kurz, konische, das zweite Segment ragt über den seitlichen Rand der ⇒ Basis capituli hinaus. Diese, die Basis capituli, ist rechteckig in der dorsalen Ansicht, das Capitulum selbst ist kurz. Die Palpen sind im Allgemeinen breit und ragen weit über die Seitenränder der Basis capituli hinaus. Oft tragen sie Zähne oder Auswüchse verschiedener Form. Normalerweise sind die Tiere klein und haben nur einen geringen Sexualdimorphismus. Es finden sich häufig ausgeprägte individuelle Unterschiede. Beim Männchen gibt es keine ventralen Platten oder Schilder, bei manchen Arten aber immerhin unregelmäßig geformte Chitinplättchen. Die ⇒ Coxen des ersten Bein­paares sind niemals ⇒ bifid oder auch nur tief gespalten. Auf der Oberseite des Trochanters des ersten Bein­paares sitzt ein mächtiger, nach hinten gerichteter Zahn. Die Coxen des ersten Bein­paares tragen Innendornen. Die ⇒ Spirakular­platten beim Männchen sind normalerweise gerundet oder kommaförmig, beim Weibchen gerundet oder oval. Diese Gattung wurde von Nuttall und Warburton bereits 1915 monographisch bearbeitet. cit. Nuttall et Warburton [1915], aus diesem Werk sind auch die meisten Abbildungen entnommen.

Man unterteilt die Gattung in zwei Untergruppen: Haemaphysalis s.str. und die vermutlich ursprünglichere Alloceraea. Letztere Gruppe bildet eine Übergangsform zwischen den Gattungen Haemaphysalis und Aponomma, die heute in der Gattung Bothriocroton aufgegangen ist. Die Merkmale der Alloceraea sind folgende: Die Palpen sind länglich und die Außenseite des zweiten Palpengliedes springt nicht hervor. An ihren Innenseiten befinden sich keine federartigen Borstenhaare (Setae). Anal- und Genitalfurchen vereinigen sich in Höhe des ⇒ Anus. Die Spirakular­platte ist kommaförmig verlängert. In Europa gehört vermutlich nur die Art Haemaphysalis inermis zu den Alloceraea. Über die Biologie von Haemaphysalis-​Arten ist nicht viel bekannt. Es sind drei-​wirtige Zecken. Sie saugen an großen wie kleinen Säugetieren, auch Menschen, sowie Vögeln und Reptilien, an letzteren saugen wahrscheinlich ausschließlich die Nymphen. Besondere Wirtsspezifitäten sind bei den Arten der Gattung nicht zu beobachten. Die Tiere übertragen die Viren, die beim Menschen Meningo­enzephalitiden hervorrufen und eine erhebliche Anzahl von Erregern aus den Taxa Piroplasmen, Theilerien und Babesien.

Bild-Haemaphysalis

Genus-​Synonyme sind Ixodes Audouin, 1827; Rhipistoma Koch, 1844; Rhipicephalus Koch, 1847; Donixodes Dugés, 1888; Herpetobia Canestrini, 1890; Prosopodon Canestrini, 1897; und Opistodon Canestrini, 1897.


VIII.3.2 Bestimmungs­schlüssel für die Haemaphysalis-​Arten, die in Zentraleuropa heimisch sind oder mit hoher Wahrscheinlichkeit vorkommen oder vorkommen könnten

Bestimmungsschlüssel für die Weibchen:
Bei den Weibchen sind die Festone manchmal schlecht erkennbar.

1a. Palpen schmal und ohne Ausbuchtung des zweiten Segments auf der Außenseite, die Palpen überragen seitlich nicht die Basis capituli, Zahn am Trochanter I von dorsal gesehen relativ kurz • • • ➤ Haemaphysalis inermis
1b. Palpen breit und mit einer deutlichen Ausbuchtung auf der Außenseite, mehr oder minder deutlich breiter als die Basis capituli, Zahn am Trochanter I von dorsal gesehen prominent, Basis capituli 1,5- bis 2-mal breiter als lang, nicht alle Coxaldornen sind klein • • • ➤ 2
2a. Scutum rundlich, nicht länger als breit, Cornua deutlich ausgebildet, Palpenglied III biegt sich einwärts, Basis capituli zweimal breiter als lang, Innendorn auf Coxa I deutlich ausgebildet • • • ➤ Haemaphysalis concinna
2b. Scutum länglich, oval bis leicht spitz-​oval, nach anderen Angaben breiter als lang, Coxen II und III mit zumindest undeutlichen Innendornen, IV mit deutlichem Innendorn • • • ➤ 3
3a. Scutum länglich, mit leichter Spitze proximal, Basis capituli mit undeutlichen Cornua, mehr als 2-mal so breit wie lang, Innendorn an der Coxa I spitz, deutlich, Innendorn an der Coxa IV deutlich, aber kleiner als der auf der Coxa I, neun Festone • • • ➤ Haemaphysalis sulcata
3b. Scutum anders geformt, Basis capituli etwa 1,5-mal so breit wie lang, Innendorn Coxa I nicht größer als II bis IV • • • ➤ 4
4a. Die Basis capituli mit stumpfen Cornua, Innendornen der Coxa IV etwa gleich groß wie jene von I bis III, neun Festone • • • ➤ Haemaphysalis parva
4b. Die Basis capituli ohne, nach anderen Angaben mit stumpfen Cornua, Innendornen der Coxa IV deutlich größer als jene von I bis III • • • ➤ Haemaphysalis punctata

Bestimmungsschlüssel für die Männchen:

1a. Spirakular­platten kommaförmig verlängert • • • ➤ 2
1a. Spirakular­platten nicht kommaförmig verlängert, Lateralseiten der Palpen überragen die Basis capituli deutlich • • • ➤ 3
2a. Palpen schmal und ohne Ausbuchtung des zweiten Segments auf der Außenseite, die Basis capituli schmal, Cornua fehlen, Dornen an allen Coxen klein • • • ➤ Haemaphysalis inermis
2b. Lateralseiten der Palpen überragen die Basis capituli, Cornua spitz, deutlich, Innendorn der Coxa I deutlich, spitz, nach außen gekrümmt, der der Coxa IV lanzett­förmig, sehr lang, neun Festone • • • ➤ Haemaphysalis sulcata
3a. Innendorn an den Coxen des vierten Bein­paares groß, mindestens so groß wie die Coxa selber, die Spitze nach innen gerichtet • • • ➤ Haemaphysalis punctata
3b. Innendorn an den Coxen des vierten Bein­paares klein • • • ➤ 4
4a. Die Palpen sind am Ende nach innen gebogen und enden spitz, ähnlich einer Kneifzange. Bei geschlossener Palpenstellung kreuzen sich diese Spitzen • • • ➤ Haemaphysalis concinna
4b. Die Palpenenden sind abgerundet, die Innendornen aller Coxen etwa gleich lang, neun Festone • • • ➤ Haemaphysalis parva

Bestimmungsschlüssel für die Nymphen:

1a. Zweites Palpenglied breiter als die Basis capituli • • • ➤ Haemaphysalis concinna
1b. Zweites Palpenglied nicht breiter als die Basis capituli • • • ➤ 2
2a. Die Basis capituli in der Aufsicht sechseckig • • • ➤ Haemaphysalis punctata
2b. Die Basis capituli in der Aufsicht viereckig • • • ➤ 3
3a. Die Basis capituli mit Cornua • • • ➤ Haemaphysalis inermis
3b. Die Basis capituli ohne Cornua • • • ➤ 4
4a. Der Hinterrand der Basis capituli ist gerade, keine erkennbaren Dornen an den Coxen, neun Festone • • • ➤ Haemaphysalis sulcata
4b. Der Hinterrand der Basis capituli ist konkav, meist Dornen an den Coxen erkennbar, neun Festone • • • ➤ Haemaphysalis parva

Bestimmungsschlüssel für die Larven:

1a. Zweites Palpenglied breiter als die Basis capituli • • • ➤ Haemaphysalis concinna
1b. Zweites Palpenglied nicht breiter als die Basis capituli • • • ➤ 2
2a. Die Basis capituli halbkreisförmig • • • ➤ Haemaphysalis inermis
2b. Die Basis capituli in der Aufsicht rechteckig, mehreckig, nicht halbkreisförmig • • • ➤ 3
3a. Die Basis capituli rechteckig, die Seiten gerade • • • ➤ Haemaphysalis sulcata
3b. Die Basis capituli anders geformt, Seiten krumm • • • ➤ 4
4a. Die Basis capituli an den Seiten zugespitzt • • • ➤ Haemaphysalis punctata
4b. Die Basis capituli an den Seiten gewölbt • • • ➤ Haemaphysalis parva

VIII.3.3 In Mitteleuropa nachgewiesene Haemaphysalis-​Arten, die aber in Zentraleuropa mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht vorkommen

Haemaphysalis parva (Neumann, 1897)

Synonyme:
Dermacentor parvus Neumann, 1897;
Haemaphysalis sulcata otophila Schulze, 1919;
Haemaphysalis otophila Schulze, 1919 (häufig, aber unrichtig: 1918).
Manche Autoren halten letzteren Namen für die valide Bezeichnung einer Haemaphysalis-​Art, die in Mitteleuropa vorkommen soll. Allerdings wurden Zecken mit der Bezeichnung Haemaphysalis otophila nur in Mazedonien, Griechenland, der Türkei, Italien und den ehemaligen südwestlichen Sowjet-​Republiken gefunden. Ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass diese Art - falls Haemaphysalis otophila überhaupt als eigenständige Spezies existiert - sich dauerhaft in Zentral­europa ansiedeln kann. Im Werk von Nuttall et Warburton [1915] wird sehr kursorisch eine Art Haemaphysalis parva Neumann, 1908 (sic!) beschrieben, die allerdings eng verwandt mit H. bispinosa sein soll, und in Indien auf der Fischkatze, dem Leoparden und dem Schwarznackenhasen parasitiert.

 

Bild-H. parva, WeibchenWeibchen: Das Scutum ist länglich gestreckt, 1,2 mm lang und 0,9 mm breit. Die ⇒ Scapulae sind deutlich ausgeprägt, aber stumpf. Die Zervikalfurchen sind vorne tief, werden nach hinten flacher. Es sind neun Festone vorhanden. Die Spirakular­platte ist unregelmäßig rund hat einen stumpfen Fortsatz am seitlichen Ende. Die Macula ist groß und in Richtung Bauch verschoben. Die ⇒ Basis capituli trägt stumpfe ⇒ Cornua. Ihre Seiten sind parallel ausgerichtet, der Hinterrand ⇒ konkav gekrümmt. Die Areae porosae sind klein und oval. Das zweite Palpenglied ist erheblich länger als das dritte. Die hintere Seitenecke des zweiten Glieds ragt stumpf hervor. Die Spitze des Hypostoms ist verhältnismäßig groß und mit winzigen Zähnchen besetzt. An sämtlichen Beincoxen sitzt ein kleiner Innendorn. Der Tarsus des vierten Bein­paares ist kurz, verjüngt sich nach außen und trägt winzige Zähnchen an der Unterseite seiner Spitze.

Bild-H. parva, MaennchenMännchen: Das Scutum ist länglichoval, wird nach vorne hin etwas schmaler. Seine Oberfläche ist glänzend und gleichmäßig punktiert. Die Zervikalfurchen sind prägnant. Es sind nur neun Festone vorhanden. Die Bauchseite des Körpers ist heller als die Rückenseite. Die Spirakular­platte hat einen breiten Fortsatz. Die ⇒ Basis capituli ist viereckig, mit langen, spitzen, nach hinten gerichteten ⇒ Cornua. Ihre Seiten sind parallel. Die Palpen sind kurz und kompakt. Der Außenrand ist stark gewölbt, nicht zugespitzt. Ihre Spitzen sind abgerundet. Das ⇒ Hypostom ist mit winzigen Zähnchen in je fünf Längsreihen besetzt. Alle Beincoxen tragen einen kleinen spitzen Dorn.

 

Nymphen und Larven: Diese Stadien sehen in ihrem Erscheinungsbild angeblich den Weibchen ähnlich. Dies tun allerdings alle Schild­zecken-​Juvenil­stadien, so dass mit dieser ungenauen Angabe kaum eine sichere Bestimmung möglich ist.

Bild-Verbreitung von H. parva in EuropaVerbreitung & Bionomie: Im Falle, dass diese Art korrekt von mir synonymisiert wurde, ist sie entweder von Italien über das östliche Mittelmeergebiet, dem Balkan, der Türkei, Bulgarien, bis nach Israel verbreitet und damit eine (ost-)mediterrane Art. Oder aber es handelt sich um eine typisch pontische Art mit dem Verbreitungs­gebiet Balkan, Schwarzmeeranrainerstaaten, Kleinasien und Südukraine. Aus Öster­reich gibt es keinen gesicherten Nachweis, ich glaube auch nicht, dass diese Art in Zentral­europa vorkommt. Haemaphysalis parva bevorzugt als Lebensraum flache Weiden und niedrig gelegene Bergwälder. Insbesondere die Larven haben einen hohen Feuchtigkeitsbedarf. Die Adulttiere sind im Frühjahr und vor allem im Herbst aktiv. Die Larven und Nymphen bevorzugen die wärmeren Sommermonate. Der gesamte Entwicklungszyklus ist kurz und läuft in der Natur vermutlich innerhalb eines Jahres ab, im Labor sogar in nur 80 Tagen. Es wird behauptet, dass diese Art häufig von Zugvögeln verschleppt wird und aus diesem Grund kein stabiles Verbreitungsareal haben soll. cit. Hosseini-​Chegeni et al. [2014] Diese Behauptung erscheint mir allerdings im Falle einer mehr-​wirtigen Zecke, die zudem ihre Wirtstierindividuen wechselt, eine gewagte, wenig wahrscheinlich zutreffende Spekulation.

 

Wirte: Diese Art ist eine drei-​wirtige, euryxene Zecke und vermutlich schwach telotrop. Die Adulttiere schmarotzen an großen Säugern und greift durchaus häufig auch den Menschen an. cit. Bursali et al. [2010] und Bursali et al. [2013]. Nymphen und Larven bevorzugen Vögel, Reptilien und kleinere Säuger. Kaninchen sind angeblich ein besonders beliebter Wirt; sie fehlen aber in den Wirtstierlisten, oder aber es liegt eine Verwechslung mit dem Feldhasen vor.

  • Heimische Wirte:
  • Primates: Homo sapiens Linnaeus, 1758 dt: Mensch.
  • Artiodactyla: Bos primigenius taurus Linnaeus, 1758 dt: Hausrind;
  • Capra aegagrus hircus Erxleben, 1777 dt: Hausziege;
  • Ovis orientalis aries Linnaeus, 1758 dt: Hausschaf;
  • Bubalus arnee (Kerr, 1792) dt: Wasserbüffel.
  • Perissodactyla: Equus asinus asinus Linnaeus, 1758 dt: Esel;
  • Equus ferus caballus Linnaeus, 1758 dt: Hauspferd.
  • Carnivora: Canis lupus familiaris (Linnaeus, 1758) dt: Haushund;
  • Felis silvestris catus (Linnaeus, 1758) dt: Hauskatze.
  • Eulipotyphla: Erinaceus europaeus Linnaeus, 1758 dt: Braunbrustigel.
  • Lagomorpha: Lepus europaeus Pallas, 1778 dt: Feldhase, vermutlich ist aber Oryctolagus cuniculus (Linnaeus, 1758) dt: das Wildkaninchen gemeint.
  • Passeriformes: Emberiza calandra Linnaeus, 1758 dt: Grauammer.
  • Squamata: Lacerta agilis Linnaeus, 1758 dt: Zauneidechse.


Haemaphysalis sulcata Canestrini et Fanzago, 1878

Bild-Haemaphysalis sulcata male

Abb. VIII.3.6: Haemaphysalis sulcata ♀.
©: unbekannt.

Die Existenz dieser Art wird heute allgemein akzeptiert. Im Standardwerk über diese Gattung, Nuttall et Warburton [1915], wird sie allerdings nicht angeführt. Unter ihren Synonymen verbergen sich mehrere verschiedene andere Arten, teils sind es Varianten, teils Subspezies. Es existiert daher auch keine saubere Abgrenzung, dh eindeutige ⇒ Bestimmungsmerkmale, zu den verwandten Arten dieser Gattung mit Ausnahme der sehr charakteristischen Innendornen an den ⇒ Coxen IV der Männchen.

 

Synonyme:
Haemaphysalis cinnabarina var. punctata Canestrini et Fanzzago, 1877;
in Teilen nur: Haemaphysalis punctata Berlese, 1889; en: Middle East lizard-​goat-​sheep haemaphysaline
Herpetobia sulcata Canestrini, 1890;
Haemaphysalis nicollei Larousse, 1925;
Haemaphysalis angorense Schulze et Schlottke, 1927;
Haemaphysalis sewelli Sharif, 1928;
Haemaphysalis punctata montana Kamensky, 1928;
Haemaphysalis cholodkovskyi Olenev, 1928;
Haemaphysalis montana Pospelova-​Shtrom, 1935;
Haemaphysalis punctata cretica Sénevet et Caminopetros, 1936;
Haemaphysalis cinnabarina cretica Sénevet et Caminopetros, 1936;
Haemaphysalis beneditoi Gil Collado, 1938;
Haemaphysalis cinnabarina recta Oswald, 1941;
Hyalomma sulcata Mamikonyan, 1950;
Haemaphysalis cretica Feldman-​Muhsam, 1951.

Bild-H. sulcata, AdulteAdulte & Subadulte: Der lange, schmale, lanzett­förmige Innendorn an der ⇒ Coxa IV der Männchen ist das besondere Erkennungs­merkmal dieser Art. Zudem erkennt man diese Art an ihren neun Festone. Die ⇒ Cornua sind bei beiden Geschlechtern deutlich ausgebildet, beim Männchen sogar sehr groß. Der Hinterrand der ⇒ Basis capituli ist bei den ⇒ Adulten ⇒ konkav gewölbt. Außerdem ist der dritte Palpenabschnitt in keinem Stadium zipfel­förmig ausgezogen und Beißzangen-​artig nach innen gekrümmt. Die Zahnformel ist folgende: In allen Stadien gibt es den für Haemaphysalis typischen Apex mit unzählbar vielen, winzigen Zähnchen ventral am Hypostom, danach bei den Adulttieren 7 bis 9 Reihen 4-4, beinahe ohne Zwischen­raum, bei den Nymphen und Larven deutliche 6 Reihen 2-2.

 

Verbreitung: Diese Zecke ist eine mediterran-​paläarktisch Art, die in Europa in Spanien, Frankreich, Schweiz, Italien, Albanien, Griechenland, Bulgarien, Rumänien, alle großen Mittelmeerinseln, Ukraine, Moldawien, im Nordkaukasus und im früheren Jugoslawien nördlich bis einschließlich Istrien vorkommt. Eine eigene, ⇒ herpetologisch orientierte Exkursion zeigte allerdings, dass auf Cres und Krk Haemaphysalis concinna-​Nymphen die auf den Schafweiden siedelnden Reptilien parasitieren. cit. Hassl [2003]. Es ist nicht feststellbar, ob es sich in diesem Falle um eine rezente Fehlbestimmung auf Grund mangelhafter Bestimmungs­schlüssel oder um einen Widerspruch zu antiquierten, fehlerhaften, jahrelang mitgeschleppten und nie überprüften Bionomie- und Verbreitungsangaben handelt.

In Afrika erstreckt sich das Verbreitungs­gebiet dieser Art von den Kanarischen Inseln, Marokko, Algerien, Tunesien bis nach Libyen, nicht aber nach Ägypten und dem Sinai. In Asien ist die Art von der Türkei über Israel, Saudi-​Arabien bis nach Nord-​Indien (Kaschmir und Himachal Pradesh) und Nordwest-​China (Xingjiang) zu finden. In Öster­reich wurde diese Zecke noch nie gefunden. Da ich außerdem die Angaben zur Verbreitung dieser Art in Istrien bezweifle, glaube ich nicht, dass diese offensichtlich mediterrane Art mit ihren ausgeprägten Wirtsvorlieben in absehbarer Zeit bis in das landwirtschaftlich und ⇒ herpetofaunistisch völlig anders geprägte Öster­reich vordringen wird.

Bionomie: Diese Art ist eine Zecke mit einem deutlich ausgeprägten Telotropismus, dh die verschiedenen Lebens­stadien parasitieren an unterschiedlichen Wirtstierspektren. Die Adulten sind entweder im ganzen Winter aktiv oder im März, April, Mai und dann ein zweites Mal im Oktober und November. cit. Hoogstraal et al. [1981]. Die Subadulten sind während des Sommers aktiv, insbesondere vom April bis September. Der Lebenszyklus dauert üblicherweise zwei Jahre, in den südlichen Teilen des Verbreitungs­gebietes nur ein Jahr.

Wirte: Die Wirtstiere der Adulten sind Großsäuger, hauptsächlich Haus- und Nutztiere, insbesondere aber wilde und domestizierte Schafe und Ziegen. Noch nicht geschlechtsreife Zecken dieser Art parasitieren fast ausschließlich an Reptilien, zB an Eidechsen, insbesondere Agamen, Schlangen und Landschildkröten, angeblich gelegentlich auch an Vögeln und Kleinsäugern. Diese Zecke attackiert auch den Menschen. cit. Bursali et al. [2010].

  • Heimische Wirte der Adulten:
  • Artiodactyla: Ovis orientalis aries Linnaeus, 1758 dt: Hausschaf;
  • Capra aegagrus hircus Erxleben, 1777 dt: Hausziege. cit. Satta et al. [2011].
  • Heimische Wirte der Subadulten:
  • Reptilia: Lacertilia, Serpentes ohne genauere Angaben.

Erregerfunktion: Erkrankungen des Menschen durch einen Zeckenstich dieser Art sind nicht bekannt geworden.

Vektorfunktion: Ein wichtiger ⇒ Über­träger des auch humanpathogenen Bhanja-​Virus. 16,7% der adulten (?) Zecken dieser Art tragen in Sardinien Ehrlichia canis (Donatien et Lestoquard, 1935) in sich. Auch Coxiella burnetii (Derrick, 1939) wurde in ihnen gefunden. cit. Satta et al. [2011]. Ohne Beleg wird angegeben, dass diese Art Piroplasmen, Anaplasmen, Anaplasma ovis Bevan, 1912, den Erreger einer ovinen Anaplasmose, und Rickettsia felis Bouyer et al., 2001 emend. La Scola et al., 2002 übertragen kann.


VIII.3.4 Einzelbeschreibung der Arten, die in Zentraleuropa heimisch sind oder mit hoher Wahrscheinlichkeit vorkommen

   

Haemaphysalis concinna Koch, 1844
   dt: Buschzecke

 

Bild-Haemaphysalis concinna Habitus

Abb. VIII.3.8: Haemaphysalis concinna ♂.
© A. Hassl

Synonyme:
Haemaphysalis concinna hirudo L. Koch, 1878;
Ixodes chelifer? Mégnin, 1880;
Haemaphysalis concinna kochi Neumann, 1905;
Haemaphysalis kochi Neumann, 1905;
Ixodes chelifer Neumann, 1911;
Haemaphysalis filippovae Bolotin, 1979.

 

Bild-Haemaphysalis concinna wBild-H. concinna, WeibchenWeibchen: Die Weibchen dieser Zecken-​Art erreichen nüchtern die Länge von drei bis vier Millimeter, angesogen bis zehn. Ihr Scutum ist rundlich und am hinteren Ende etwas zugespitzt. Es ist etwa 1,2 mm lang. Die Scapulae sind klein und stumpf. Die Zervikalfurchen sind vorne tief, werden aber nach hinten immer flacher. Sie verlaufen fast parallel. Die ⇒ Basis capituli trägt gut entwickelte ⇒ Cornua. Ihre Seiten sind faltig. Die ⇒ Areae porosae sind rundlich. Die zweiten und dritten Glieder der Palpen sind gleichlang. Die Nahtlinie zwischen ihnen ist deutlich zu sehen. Die seitliche untere Ecke des zweiten Glieds bildet einen nach vorne gerichteten Zahn. Das ⇒ Hypostom ist kurz und massiv, im vordersten Drittel am breitesten, mit einer flachen, etwas eingekerbten Spitze. Auf ihm stehen auf jeder Seite fünf (seltener vier oder sechs) Längsreihen von ungefähr gleichgroßen Zähnen. Die Spirakular­platte ist unregelmäßig rundlich und nach hinten etwas verlängert. Die Macula liegt zentral. Die ⇒ Coxen des ersten Bein­paares tragen einen langen und spitzen Innendorn. Die Tarsi des ersten Bein­paares sind relativ kurz und in der Mitte am breitesten, mit einer spitzen Kralle am Ende.

 

Bild-Haemaphysalis concinna mBild-H. concinna, MännchenMännchen: Die Männchen sind etwa drei Millimeter lang. Ihr Scutum ist breitoval und dicht punktiert. Die Zervikalfurchen sind nur schwach. Die Spirakular­platte ist rundlich bis viereckig, unregelmäßig. Die ⇒ Basis capituli trägt gut entwickelte spitze ⇒ Cornua. Die Palpen sind kurz und kompakt. Am unteren Ende des zweiten Glieds befindet sich ein stark hervortretender Winkel. Das Vorderende des dritten Glieds krümmt sich nach innen und endet spitz. Diese beiden Spitzen überkreuzen sich, wenn die Palpen geschlossen werden. Das ⇒ Hypostom ähnelt dem des Weibchens, die Spitze ist stärker abgeflacht. An den Coxen des zweiten bis vierten Bein­paares befindet sich ein kleiner, an denen des ersten Bein­paares ein kräftiger Dorn.

 

Bild-H. concinna, NympheBild-H. concinna, NympheNymphe: Die Nymphe gleicht dem Weibchen, nüchtern ist sie kleiner als zwei Millimeter, im Foto links ist das Tier 1,4 mm lang. Das Scutum ist weitgehend rund die Zervikalfurchen sind flach ausgeprägt. Die ⇒ Basis capituli trägt gut entwickelte, stumpfe ⇒ Cornua. An der Stelle der ⇒ Areae porosae befinden sich auf der Oberfläche nur einige Sensillen. Das zweite Palpenglied ist erheblich größer als das dritte. Die Palpen sind dreieckig. Das hintere seitliche Ende des zweiten Glieds, und das vordere des dritten Gliedes enden spitz. Eigene Unter­suchungen haben gezeigt, dass schon bei den Nymphen die Spitzen der dritten Palpen­glieder deutlich erkennbar Beißzangen-​artig einwärts gerichtet sind.

 

Bild-H. concinna, LarveLarve: Die Larve ist oval, 0,8 mm lang und 0,55 mm breit. Das Scutum ist queroval, breiter als lang. Am ⇒ proximalen Rand der ⇒ Basis capituli fehlen die ⇒ Cornua. Die Palpen sehen denen der Nymphe sehr ähnlich, sie erscheinen aber im Verhältnis zum ⇒ Capitulum kürzer und stumpfer. Die Nahtlinie zwischen zweitem und drittem Glied ist nicht zu sehen. Alle Coxen sind Dornen-​los.

 

Bild-Verbreitung von H. concinna in EuropaVerbreitung: Haemaphysalis concinna besiedelt ein keilförmiges Areal in der Paläarktis, das sich von Nordspanien bis in den Süden von Kamtschatka und nach Hokkaido reicht. In West-​China besteht wegen der wüstenhaften Umwelt eine große Lücke in der Verbreitung. cit. Yang et al. [2020]. Nymphen dieser Zeckenart können von Zugvögel verschleppt werden, weshalb vereinzelt Tiere weit außerhalb dieses Areals gefunden werden. Tiere dieser Art leben einerseits in Europa, in Frankreich, Deutschland (cit. Rubel et al. [2014]), Öster­reich, dem Gebiet der ehemaligen CSSR, im Süden Polens, in Ungarn, Bulgarien, Rumänien, sodann auch im Norden der Türkei und in den Kaukasus­anrainer­staaten. Andererseits wurden zahlreiche Funde aus Ost- und Südostasien gemeldet (cit. Rubel et al. [2018]). Diese Art ist in Öster­reich ⇒ autochthon, ein pontisches Faunenelement und vermutlich auf den Osten Öster­reichs beschränkt. Funde an anderen Orten in Öster­reich beruhen wahrscheinlich auf einer Verschleppung.

 

Bionomie: Die Art bevorzugt in Öster­reich eher trockene, warme ⇒ Habitate, insbesondere Schaf- und Rinderweiden, aber auch dünne Wälder mit dichtem Unterwuchs. Dichte Wälder meiden die Tiere. In anderen europäischen Ländern scheint sie Uferregionen von Flüssen und Seen zu bevorzugen, allerdings auch dort nicht Plätze mit Galerie- und Auwald-​Bedeckung. Diese Art lebt in ihrem gesamten Verbreitungs­gebiet nur in Gegenden mit feuchten Sommern (cit. Rubel et al. [2014]), wohingegen das Winterklima wegen einer ⇒ Diapause, die unter dicken Schneeschichten verbracht wird, kaum eine Rolle spielt. Die ersten Adulttiere erscheinen im März auf der Vegetation, es werden zu dieser Zeit regel­mäßig mehr Männchen als Weibchen gefunden. Die hauptsächliche Aktivitäts­phase liegt im Mai, Juni und Anfang Juli, die Paarungszeit bereits im April. Die Paarung wird am Wirt vollzogen, die Eier in den Boden gelegt. Die Larven findet man von Ende Mai bis Ende September, die Nymphen der vorjährigen Generation von Mai bis Oktober. Haemaphysalis concinna ist ein typischer ⇒ Lauerjäger, der in der für diese Zecken so charakteristischen Lauer­stellung mit vorgestecktem ersten Bein­paar auf einem Gras­halm auf anstreifende Tiere wartet. Die Tiere saugen Blut von März bis September, hauptsächlich aber im Juli. Der Entwicklungszyklus dauert drei Jahre.

 

Wirte: Diese Art ist eine drei-​wirtige, ⇒ euryxene und ⇒ exophile Zecke und vermutlich auch telotrop. Als Wirte dienen den Adulttiere große Säugetiere wie Rehe, Schafe, Hunde, Katzen und auch Igel, die Larven und die Nymphen sind sehr wirtsunspezifisch und schmarotzen an großen wie kleinen Säugern, an Vögeln, an Eidechsen und - zumindest in Kroatien - sogar an Schlangen. cit. Hassl [2003]. Die Adulttiere und die Nymphen greifen auch den Menschen an. cit. Estrada-​Peña et Jongejan [1999] und Bursali et al. [2010].

  • Heimische Wirte der Larven:
  • Artiodactyla: Cervus elaphus Linnaeus, dt: Rothirsch;
  • Capreolus capreolus (Linnaeus, 1758) dt: Reh cit. Schebek [2013].
  • Eulipotyphla: Erinaceus roumanicus Barrett-​Hamilton, 1900 dt: Nördlicher Weißbrustigel;
  • Sorex araneus Linnaeus, 1758 dt: Waldspitzmaus;
  • Talpa europaea Linnaeus, 1758 dt: Europäischer Maulwurf.
  • Carnivora: Canis lupus familiaris (Linnaeus, 1758) dt: Haushund cit. Földvári [2005];
  • Mustela erminea Linnaeus, 1758 dt: Hermelin.
  • Lagomorpha: Lepus europaeus Pallas, 1778 dt: Feldhase;
  • Oryctolagus cuniculus (Linnaeus, 1758) dt: Kaninchen.
  • Rodentia: Sciurus vulgaris Linnaeus, 1758 dt: Eichhörnchen;
  • Apodemus flavicollis (Melchior, 1834) dt: Gelbhalsmaus;
  • Apodemus sylvaticus (Linnaeus, 1758) dt: Waldmaus;
  • Microtus arvalis (Pallas, 1778);
  • Micromys minutus Pallas, 1771;
  • Myodes glareolus (Schreber, 1780) dt: Rötelmaus.
  • Passeriformes: Parus major Linnaeus, 1758 dt: Kohlmeise;
  • Sitta europaea (Linnaeus, 1758) dt: Kleiber;
  • Emberiza citrinella Linnaeus, 1758 dt: Goldammer;
  • Fringilla coelebs Linnaeus, 1758 dt: Buchfink;
  • Coccothraustes coccothraustes (Linnaeus, 1758) dt: Kernbeißer;
  • Oriolus oriolus (Linnaeus, 1758) dt: Pirol;
  • Garrulus glandarius (Linnaeus, 1758) dt: Eichelhäher;
  • Acrocephalus melanopogon Temminck, 1823 dt: Mariskenrohrsänger;
  • Locustella fluviatilis (Wolf, 1810) dt: Schlagschwirl;
  • Luscinia megarhynchos Brehm, 1831 dt: Nachtigall;
  • Anthus trivialis Linnaeus, 1758 dt: Baumpiper;
  • Turdus merula Linnaeus, 1758 dt: Amsel;
  • Turdus philomelos Brehm, 1831 dt: Singdrossel;
  • Sylvia nisoria (Bechstein, 1795) dt: Sperbergrassmücke.
  • Heimische Wirte der Nymphen:
  • Artiodactyla: Cervus elaphus Linnaeus, 1758 dt: Rothirsch;
  • Capreolus capreolus (Linnaeus, 1758) dt: Reh;
  • Sus scrofa Linnaeus, 1758 dt: Wildschwein cit. Schebek [2013].
  • Eulipotyphla: Erinaceus roumanicus Barrett-​Hamilton, 1900 dt: Nördlicher Weißbrustigel;
  • Neomys fodiens (Pennant, 1771) dt: Wasserspitzmaus;
  • Sorex araneus Linnaeus, 1758 dt: Waldspitzmaus;
  • Talpa europaea Linnaeus, 1758 dt: Europäischer Maulwurf.
  • Carnivora: Meles meles (Linnaeus, 1758) dt: Europäischer Dachs;
  • Vulpes vulpes (Linnaeus, 1758) dt: Rotfuchs;
  • Mustela nivalis Linnaeus, 1766 dt: Mauswiesel;
  • Mustela erminea Linnaeus, 1758 dt: Hermelin.
  • Lagomorpha: Lepus europaeus Pallas, 1778 dt: Feldhase;
  • Oryctolagus cuniculus (Linnaeus, 1758) dt: Kaninchen.
  • Rodentia: Sciurus vulgaris Linnaeus, 1758 dt: Eichhörnchen;
  • Apodemus flavicollis (Melchior, 1834) dt: Gelbhalsmaus;
  • Myodes glareolus (Schreber, 1780) dt: Rötelmaus;
  • Microtus arvalis (Pallas, 1778) dt: Feldmaus;
  • Spermophilus citellus (Linnaeus, 1766).
  • Passeriformes: Parus major Linnaeus, 1758 dt: Kohlmeise;
  • Sitta europaea (Linnaeus, 1758) dt: Kleiber;
  • Emberiza citrinella Linnaeus, 1758 dt: Goldammer;
  • Fringilla coelebs Linnaeus, 1758 dt: Buchfink;
  • Coccothraustes coccothraustes (Linnaeus, 1758) dt: Kernbeißer;
  • Oriolus oriolus (Linnaeus, 1758) dt: Pirol;
  • Garrulus glandarius (Linnaeus, 1758) dt: Eichelhäher;
  • Acrocephalus melanopogon Temminck, 1823 dt: Mariskenrohrsänger;
  • Lanius collurio Linnaeus, 1758 dt: Neuntöter;
  • Luscinia megarhynchos Brehm, 1831 dt: Nachtigall;
  • Anthus trivialis Linnaeus, 1758 dt: Baumpiper;
  • Turdus merula Linnaeus, 1758 dt: Amsel;
  • Turdus philomelos Brehm, 1831 dt: Singdrossel;
  • Sylvia nisoria (Bechstein, 1795) dt: Sperbergrassmücke.
  • Squamata: Podarcis muralis (Laurenti, 1768) dt: Mauereidechse;
  • Lacerta viridis (Laurenti, 1768) dt: Östliche Smaragdeidechse;
  • Zamenis longissimus (Laurenti, 1768) dt: Äskulapnatter.
  • Heimische Wirte der Adulttiere:
  • Eulipotyphla: Erinaceus roumanicus Barrett-​Hamilton, 1900 dt: Nördlicher Weißbrustigel.
  • Carnivora: Vulpes vulpes (Linnaeus, 1758);
  • Canis lupus familiaris (Linnaeus, 1758);
  • Mustela erminea Linnaeus, 1758 dt: Hermelin;
  • Meles meles (Linnaeus, 1758) dt: Europäischer Dachs.
  • Artiodactyla: Cervus elaphus Linnaeus, 1758 dt: Rothirsch;
  • Capreolus capreolus (Linnaeus, 1758) dt: Reh;
  • Sus scrofa Linnaeus, 1758 dt: Wildschwein;
  • Bos primigenius taurus Linnaeus, 1758 dt: Hausrind;
  • Ovis orientalis aries Linnaeus, 1758 dt: Hausschaf;
  • Capra aegagrus hircus Erxleben, 1777 dt: Hausziege.
  • Lagomorpha: Lepus europaeus Pallas, 1778 dt: Feldhase.

Vektorfunktion: Diese Art kann als Vektor für das Burana-​, das FSME- und das RSSE-​Virus fungieren, des Weiteren ist sie der ⇒ Über­träger von Anaplasma phagocyto­philum (Foggie, 1949) Dumler et al., 2001; von Borrelia afzelii Canica et al., 1994, den Erreger einer Hautborreliose, von Rickettsia helvetica Beati et al., 1993, ein unbestätigter Erreger einer Meningitis; von Rickettsia sibirica Zdrodovski et Golinevich, 1948; im fernen Osten auch von Rickettsia heilongjiangensis Fournier et al., 2003; von Coxiella burnetii (Derrick, 1939) und von Francisella tularensis (McCoy et Chapin, 1912). An Parasiten werden Babesia canis (Piana et Galli-​Valerio, 1895), Babesia divergens (’Fadyean et Stockman, 1911) und Theileria microti (Franca, 1912) übertragen.


  

Haemaphysalis inermis Birula, 1895
   en: winter tick

 

Bild-Haemaphysalis inermis Habitus

Abb. VIII.3.18: Haemaphysalis inermis ♂ & ♀.
© www.swr.de.

Synonyme:
Haemaphysalis ambigua Neumann, 1901; dabei handelt es sich aber vermutlich um:
Haemaphysalis kitaokai Hoogstraal, 1969;
Alloceraea inermis Schulze, 1919;
Alloceraea inermis inermis Feider 1964.

Bild-H. inermis, WeibchenWeibchen: Das Scutum ist ein mm lang und 1,2 mm breit, quer- oder länglichoval oder sub-​oktogonal. Die Scapulae sind klein und stumpf. Die Zervikalfurchen sind schwach. Das Scutum ist braun, glänzend, und gleichmäßig punktiert. Die Spirakular­platte ist birnenförmig (mit einem stumpfen Auswuchs). Die ⇒ Basis capituli ist viel breiter als lang. An den Seiten sitzen hinten kräftige, stumpfe Vorsprünge. Die ⇒ Areae porosae sind halbkreisförmig. Die Palpen sind schmaler als bei den anderen Arten. Die Nahtlinie zwischen zweitem und drittem Glied ist kaum sichtbar. Ihre Spitzen sind bre- ndet. An allen Beincoxen sitzt ein kleiner, stumpfer Dorn. Die Tarsen verschmälern sich nach außen allmählich. Auf keiner ihrer Unterseiten sitzt eine Kralle.

 

Bild-H. inermis, MaennchenMännchen: Das Scutum ist gleichmäßig gewölbt und glänzend, mit einer gleichmäßigen, dichten Punktierung. Es verschmälert sich nach vorne hin oder erscheint birnenförmig. Zervikal- und Lateralfurchen fehlen. Am hinteren Ende befinden sich elf Festone, die auf der Bauchseite deutlicher zu sehen sind. Die Bauchseite ist heller und mit runden Chitingebilden gesprenkelt, welche an einigen Stellen schildartig verschmolzen sind. Die ⇒ Basis capituli trägt keine ⇒ Cornua. An ihren Außenseiten befinden sich in der Mitte dreieckige Einkerbungen. Dort, wo sich beim Weibchen die ⇒ Areae porosae befinden, sitzen mehrere große Sensillen. Die Palpen sind kurz und glatt. Eine Nahtlinie zwischen zweitem und drittem Glied ist nicht vorhanden. Das ⇒ Hypostom ist zungenförmig und wird zur Basis hin erheblich schmäler. Es trägt auf jeder Seite drei Längsreihen von Zähnen. Die Spirakular­platte ist länglich kommaförmig. Die Spirakularöffnung liegt im breiten Ende der Platte.

 

Bild-H. inermis, NympheNymphe: Die Nymphe ähnelt dem Weibchen. Das Scutum ist queroval, die Abbildungen zeigen jedoch ein herzförmiges Schild. Das Hypostom ist länglich. Der zahnlose Abschnitt an seiner Basis verjüngt sich stark. Die Zahnformel lautet 2/2 mit 6-​8 Zähnchen in einer Reihe. Etwa ein Prozent der Nymphen dieser Art werden von der Erzwespe Ixodiphagus hookeri (Howard, 1908) befallen und getötet. Es handelt sich bei der Erzwespe um einen Parasitoiden und um einen Fall von ⇒ Hyperparasitismus.

 

Bild-Haemaphysalis inermis Bild-H. inermis, LarveLarve: Die Larve ist etwa 1 mm lang. Eine unscharfe Abbildung eines ganzen Tieres findet sich in der Arbeit von Nosek et al. [1967]. Rechts das Schema der wichtigsten ⇒ Bestimmungs­merkmale. Eine Beschreibung der Larve konnte ich nicht finden.

 

Bild-Verbreitung von H. inermis in EuropaVerbreitung & Bionomie: Diese Art ist von Portugal über Frankreich, Italien, früheres Jugoslawien, Öster­reich (nicht bestätigt), Tschechien, Slowakei, Polen, Ungarn, den Mittelmeeranrainerstaaten, auf dem Balkan, Griechenland, West- und Nordtürkei, im Südwesten der ehemaligen SSR, Georgien, Armenien Azerbaijan, dem Nahen Osten (?) und im Iran verbreitet. Es soll auch Unterarten in Indien und Japan geben. In Öster­reich wurde diese Zecken-​Art noch nie nachgewiesen, ich glaube aber, dass sie heimisch ist. H. inermis lebt in den Laubwäldern der Tiefebenen, an den unteren Bereichen von Hügeln und an niedrig gelegenen Berghängen. Die Art meidet allerdings Gebiete mit trockenem Lokalklima. Sie ist eine drei-​wirtige Zecke, vermutlich eine relativ ursprüngliche Art der Alloceraea. Beide Geschlechter der Adulttiere schmarotzen etwa acht Tage lang an gro&szli- ml;ugetieren, etwa ab der Größe eines Fuchses. Sie befallen auch den Menschen. Unter Laborbedingungen saugen sie auch an Kaninchen und Meerschweinchen. Die Nymphen und Larven sind selten zu finden, vermutlich weil sie nur kurze Zeit saugen. Die Larven saugen 2 bis 18 h, die Nymphen 1 bis 20 h. Man findet sie nur an kleinen Nagetieren. Die Adulttiere sind in der kalten Jahreszeit, vom November bis in den April aktiv. cit. Nuttall et Warburton [1915]. In Süditalien sollen sie gleichzeitig mit den Nymphen und Adulten von Ixodes ricinus während der Wintermonate aktiv sein. cit. Dantas-​Torres [2015]. Die Larven und Nymphen sind hingegen im Sommer aktiv. Das vollgesogene Weibchen beginnt nach fünf bis sechs Wochen nach dem Verlassen des Wirtes mit der Eiablage. Es legt auffällig wenige, meist 200 bis 250, außerordentlich große Eier. Im Gegensatz dazu legen die anderen Haemaphysalis-​Arten 1 500 bis 2 000 Eier. Die Larven schlüpfen nach sieben bis acht Wochen bei 18°C. Vollgesogene Larven häuten sich innerhalb von 16 bis 20 Tagen bei 25°C. Die vollgesogenen Nymphen benötigen dagegen sechs bis zehn Monate, um sich zum Adulttier zu häuten, wenn sie hungern müssen, bis zu 16 Monaten.

 

Wirte: Als Wirte dienen den Adulttiere große Säugetiere einschließlich des Menschen, die Larven und die Nymphen sind an kleine Säuger angepasst, angeblich befallen sie auch Eidechsen. Die Adulttiere befallen auch den Menschen. cit. Merdivenci [1969] und Bursali et al. [2010].

    Heimische Wirte der Larven:
  • Rodentia: Apodemus flavicollis (Melchior, 1834) dt: Gelbhalsmaus;
  • Apodemus sylvaticus (Linnaeus, 1758) dt: Waldmaus;
  • Microtus arvalis (Pallas, 1778) dt: Feldmaus.
  • Squamata: Lacerta viridis (Laurenti, 1768) dt: Östliche Smaragdeidechse.
  • Heimische Wirte der Nymphen:
  • Artiodactyla: Cervus elaphus Linnaeus, 1758 dt: Rothirsch;
  • Capreolus capreolus (Linnaeus, 1758) dt: Reh;
  • Sus scrofa Linnaeus, 1758 dt: Wildschwein;
  • Bos primigenius taurus Linnaeus, 1758 dt: Hausrind;
  • Capra aegagrus hircus Erxleben, 1777 dt: Hausziege;
  • Ovis orientalis aries Linnaeus, 1758 dt: Hausschaf.
  • Eulipotyphla: Erinaceus roumanicus Barrett-​Hamilton, 1900 dt: Nördlicher Weißbrustigel. cit. Nosek et al. [1967]
  • Carnivora: Vulpes vulpes (Linnaeus, 1758) dt: Rotfuchs;
  • Canis lupus familiaris (Linnaeus, 1758) dt: Haushund.
  • Lagomorpha: Lepus europaeus Pallas, 1778 dt: Feldhase.
  • Rodentia: Apodemus flavicollis (Melchior, 1834) dt: Gelbhalsmaus;
  • Apodemus sylvaticus (Linnaeus, 1758) dt: Waldmaus;
  • Microtus arvalis (Pallas, 1778) dt: Feldmaus.
  • Squamata: Lacerta viridis (Laurenti, 1768) dt: Östliche Smaragdeidechse.
  • Heimische Wirte der Adulttiere:
  • Primates: Homo sapiens Linnaeus, 1758 dt: Mensch.
  • Artiodactyla: Bos primigenius taurus Linnaeus, 1758 dt: Hausrind;
  • Bubalus arnee (Kerr, 1792) dt: Wasserbüffel;
  • Capra aegagrus hircus Erxleben, 1777 dt: Hausziege;
  • Ovis orientalis aries Linnaeus, 1758 dt: Hausschaf;
  • Cervus elaphus Linnaeus, 1758 dt: Rothirsch;
  • Dama dama Linnaeus, 1758 dt: Damhirsch;
  • Capreolus capreolus (Linnaeus, 1758) dt: Reh;
  • Sus scrofa Linnaeus, 1758 dt: Wildschwein.
  • Eulipotyphla: Erinaceus roumanicus Barrett-​Hamilton, 1900 dt: Nördlicher Weißbrustigel. cit. Nosek et al. [1967]
  • Perissodactyla: Equus ferus caballus Linnaeus, 1758 dt: Hauspferd.
  • Carnivora: Canis lupus familiaris (Linnaeus, 1758) dt: Haushund;
  • Vulpes vulpes (Linnaeus, 1758) dt: Rotfuchs.
  • Rodentia: Apodemus flavicollis (Melchior, 1834) dt: Gelbhalsmaus.
  • Lagomorpha: Lepus europaeus Pallas, 1778 dt: Feldhase.
  • Squamata: Lacerta viridis (Laurenti, 1768) dt: Östliche Smaragdeidechse.

Erreger- und Vektorfunktion: Diese Art kann durch die Stiche vieler Individuen eine ⇒ Paralyse des Rehs (Capreolus capreolus) hervorrufen. Sie kann auch als ⇒ Über­träger von Rickettsia slovaca Sekeyová et al., 1998 fungieren.


    

Haemaphysalis punctata Canestrini et Fanzago, 1877
   en: Red sheep tick

 

Bild-Haemaphysalis punctata Habitus

Abb. VIII.3.25: Haemaphysalis punctata ♀ & ♂.
© unbekannt.

Synonyme:
Haemaphysalis punctata cinnaberina Koch, 1844;
Haemaphysalis cinnabarina Koch, 1844;
Haemaphysalis sanguinolenta Koch, 1844;
Rhipicephalus expositicius Koch, 1877;
Haemaphysalis rhinolophi Canestrini et Fanzago, 1878;
Haemaphysalis peregrina Pickard-​Cambridge, 1889;
Haemaphysalis peregrinus Pickard-​Cambridge, 1889;
Haemaphysalis perigrinus Neumann, 1897;
Haemaphysalis crassa Warburton, 1908;
Haemaphysalis punctata cinnabarina Neumann, 1911;
Haemaphysalis punctata punctata Neumann, 1911;
Haemaphysalis expositicius Banks, 1915;
Hyalomma punctata Alessandrini, 1917;
Hyalomma punctata montana Kamensky, 1928;
Haemaphysalis sulcata Filimonov, 1961.

Bild-H. punctata, WeibchenWeibchen: Der Körper ist 2,7 bis 3,5 mm lang und höchstens 2 mm breit. Der Rücken ist rötlichbraun, die Bauchseite auffallend heller. Vom Rand des Scutums bis zum vierten Feston zieht sich eine tiefe und scharfe Marginalfurche. Hinter dem Scutum auf Höhe des vierten Bein­paares liegen dunklere Flächen, die Foveae dorsalis. Die Festone sind doppelt so lang wie breit. Das Scutum ist 1,3 mm lang, mehr oder weniger achteckig, dunkelbraun mit dunkleren Flecken vor allem hinten und vorne. Die Scapulae sind kräftig und spitz. Das Scutum ist vorne am breitesten, sein Hinterende ist wellig. Die Spirakular­platte ist rundlich und spitzt sich zum Rücken hin etwas zu. Die Spirakularöffnung liegt zentral. Die ⇒ Basis capituli trägt keine oder nur stumpfe, rudimentäre ⇒ Cornua. Die Areae porosae sind groß. Die Palpen sind kurz und massiv. Ihr erstes Glied ist fast ganz in die Basis capituli eingesenkt. Auf der Außenseite des zweiten Glieds springt ein Zahn hervor, die Innenseite ist leicht gewölbt. Das dritte Glied verjüngt sich nach vorne hin und endet stumpf. Das ⇒ Hypostom ist zungenförmig mit fünf bis sechs Längsreihen von scharfen Zähnen. Die Beine sind dunkelbraun und kräftig. Alle ⇒ Coxen tragen einen Innendorn. Die Tarsi sind kurz und tragen am Ende einen Stachel. Die Krallen sind um 1/3 länger als die ⇒ Pulvilli.

 

Bild-H. punctata, MaennchenMännchen: Der Körper ist 2,6 bis 3,2 mm lang, 1,7 mm breit, elliptisch, und wird nach hinten etwas breiter. Das Scutum ist dunkel rötlichbraun mit schwarzen Flecken. Seine Oberfläche ist glatt und glänzend. Die Zervikal­furchen sind tief und laufen nach hinten etwas auseinander. In Höhe des dritten Bein­paares liegen die etwas unregel­mäßig geformten Foveae dorsalis. Die Spirakular­platte ist komma­förmig. Am ⇒ proximalen Rand der ⇒ Basis capituli erscheinen die ⇒ Cornua etwas markanter als beim Weibchen. Der Vorsprung an den Außen­seiten der Palpen ist nicht sehr markant, sondern erscheint als starke Wölbung. ⇒ Chelizeren und ⇒ Hypostom sehen ungefähr so aus wie beim Weibchen. An den Coxen des ersten bis dritten Bein­paares sitzt je ein Innendorn. Der Innendorn des vierten Bein­paares ist stark sichelförmig nach hinten verlängert und mindestens so lang wie die Coxa selbst.

 

Bild-Haemaphysalis punctata NympheBild-Haemaphysalis punctata NympheNymphe: Der Körper ist 1,3 mm lang und 1,1 mm breit. Die Farbe variiert von gelb bis rötlichbraun. Das Scutum ist breiter als lang und trägt ein feines Netz aus Waben. Die Bauchfläche gleicht der des Weibchens, nur die ⇒ Genital­öffnung fehlt. Die Seiten der ⇒ Basis capituli tragen dreieckige Fortsätze mit abgerundeten Fortsätzen. Die Palpen sind länger als das ⇒ Hypostom. An ihren Außenseiten befindet sich ein scharf hervorragender Winkel. Das Hypostom ist länglich, zungenförmig mit zwei Längsreihen von Zähnen.

 

Bild-Haemaphysalis punctata LarveLarve: Der Körper ist 0,6 mm lang und 0,45 mm breit, oval, mit einem etwas breiteren hinteren Ende. Das Scutum ist breiter als lang, rötlichbraun. Die Zervikalfurchen sind tief und gerade. Die ⇒ Basis capituli ähnelt der der Nymphe, aber die seitlichen Fortsätze sind kleiner. Das zweite und das dritte Palpenglied sind ganz verschmolzen. An den Palpen sitzt je ein federförmiges Haar. Das Hypostom trägt 2 Längsreihen von Zähnen. Die Beine sind gelb und ohne Dornen. Alle Bilder dieser Art cit. Nuttall et Warburton [1915].

 

Bild-Verbreitung von H. punctata in EuropaVerbreitung & Bionomie: Das Verbreitungs­gebiet dieser Art ist ganz Europa, ebenso Nordafrika, Kleinasien und Japan. Sie bevorzugt gemäßigtes atlantisches Klima, sie verträgt aber auch milderes, nicht zu trockenes kontinentales Klima. Tiere dieser Art sind vermutlich ⇒ ubiquitär verbreitet, kommen aber nie in große Zahl vor. In Öster­reich wurde diese Art nur ein einziges Mal in Linz an einem Iltis aufgefunden (Pfoser [1948]). Die Tiere sind höchst­wahrscheinlich euryxen. Daraus folgt nun, dass diese Art häufig von Zugvögeln verschleppt wird und deshalb kein stabiles Verbreitungsareal hat. cit. Hosseini-​Chegeni et al. [2014]. Das Weibchen beginnt 20 bis 25 Tage nach der Blutaufnahme Eier zu legen. Nach 25 bis 35 Tagen schlüpfen dann die Larven. Die Art ist hauptsächlich im Frühling und im Herbst aktiv, die Adulttiere sind im Frühjahr und Sommer aktiv, in südlichen Gegenden aber das ganze Jahr über. Die Entwicklungs­dauer beträgt zwei bis drei Jahre.

 

Wirte der Adulttiere: Die erwachsenen Zecken dieser Art bevorzugen als Wirte große Säugetiere, ab der Größe von Feldhasen. Genannt werden insbesondere Ziegen, Schafe, Rinder, Hausschweine, Rothirsch und Reh, sowie Feldhasen und der Haushund. Sie greifen auch durchaus gerne den Menschen an. cit. Estrada-​Peña et Jongejan [1999] und Bursali et al. [2010].

Wirte der Larven und Nymphen: Die Nymphen attackieren Hausziegen, Nördliche Weißbrustigel, Feldhasen, Kaninchen und Eichhörnchen. Die Larven versuchen an Eichhörnchen, Gelbhalsmäusen und Rötelmäusen Blut zu saugen. Sie sind zudem partiell ⇒ ornithophil, sie bevorzugen Vögel wie die Mantelmöwe - in Öster­reich ein seltener Zugvogel - und den früher ⇒ ubiquitären Gartenrotschwanz. cit. Siuda et al. [2006]. Merdivenci [1969] nennt die Amsel und die Goldammer als Wirte. Ab und zu sind sie auch auf kleineren Säugetieren und Reptilien zu finden, sehr selten an größeren Säugetieren.

  • Heimische Wirte ohne Stadienzuordnung:
  • Primates: Homo sapiens Linnaeus, 1758 dt: Mensch.
  • Artiodactyla: Bos primigenius taurus Linnaeus, 1758 dt: Hausrind;
  • Capra aegagrus hircus Erxleben, 1777 dt: Hausziege;
  • Ovis orientalis aries Linnaeus, 1758 dt: Hausschaf;
  • Cervus elaphus Linnaeus, 1758 dt: Rothirsch;
  • Capreolus capreolus (Linnaeus, 1758) dt: Reh;
  • Dama dama Linnaeus, 1758 dt: Damhirsch;
  • Sus scrofa domestica Linnaeus, 1758 dt: Hausschwein.
  • Lagomorpha: Lepus europaeus Pallas, 1778 dt: Feldhase;
  • Oryctolagus cuniculus (Linnaeus, 1758) dt: Kaninchen.
  • Carnivora: Canis lupus familiaris (Linnaeus, 1758) dt: Haushund;
  • Vulpes vulpes (Linnaeus 1758) dt: Rotfuchs;
  • Martes foina (Erxleben, 1777) dt: Steinmarder.
  • Eulipotyphla: Erinaceus roumanicus Barrett-​Hamilton, 1900 dt: Nördlicher Weißbrustigel;
  • Erinaceus europaeus Linnaeus, 1758 dt: Braunbrustigel.
  • Rodentia: Sciurus vulgaris Linnaeus, 1758 dt: Eichhörnchen;
  • Apodemus flavicollis (Melchior, 1834) dt: Gelbhalsmaus;
  • Myodes glareolus (Schreber, 1780) dt: Rötelmaus.
  • Chiroptera: Rhinolophus ferrumequinum (Schreber, 1774) dt: Große Hufeisennase.
  • Passeriformes: Anthus campestris Linnaeus, 1758 dt: Brachpieper;
  • Anthus trivialis Linnaeus, 1758 dt: Baumpieper;
  • Emberiza citrinella Linnaeus, 1758 dt: Goldammer;
  • Turdus viscivorus Linnaeus, 1758 dt: Misteldrossel;
  • Turdus merula Linnaeus, 1758 dt: Amsel;
  • Phoenicurus phoenicurus (Linnaeus, 1758) dt: Gartenrotschwanz;
  • Phylloscopus trochilus Linnaeus, 1758 dt: Fitis;
  • Luscinia megarhynchos Brehm, 1831 dt: Nachtigall;
  • Emberiza calandra Linnaeus, 1758 dt: Grauammer;
  • Galerida cristata (Linnaeus, 1758) dt: Haubenlerche;
  • Oenanthe oenanthe Linnaeus, 1758 dt: Steinschmätzer;
  • Muscicapa striata (Pallas, 1764) dt: Grauschnäpper;
  • Corvus cornix Linnaeus, 1758 dt: Nebelkrähe;
  • Corvus cmonedula Linnaeus, 1758 dt: Dohle;
  • Pica pica (Linnaeus, 1758) dt: Elster.
  • Galliformes: Coturnix coturnix Linnaeus, 1758 dt: Wachtel;
  • Perdix perdix Linnaeus, 1758 dt: Rebhuhn;
  • Phasianus colchicus Linnaeus, 1758 dt: Fasan;
  • Gallus gallus domesticus (Linnaeus, 1758) dt: Haushuhn.
  • Charadriiformes: Larus marinus Linnaeus, 1758 dt: Mantelmöve.

Erregerfunktion: Exemplare dieser Art können beim Menschen durch den Stich eine ⇒ Paralyse hervorrufen.

Vektorfunktion: Sie kann als Vektor für das Tribec-​Virus, das Lipovnik-​Virus, das Bhanja-​Virus, das Virus der Frühsommer-​Meningoenzephalitis (FSME), das CCHF-​Virus fungieren und überträgt vielleicht die Erreger von (bovinen und ovinen) Babesiosen, Brucellose, Theileria-​Infektionen, Borreliosen und Anaplasma phagocyto­philum (Foggie, 1949) Dumler et al., 2001; Francisella tularensis (McCoy et Chapin, 1912) und Coxiella burnetii (Derrick, 1939).